Dipl.-Psych. Frank Godbersen

Biofeedback bei chronischen Kopfschmerzen

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© 2018 by Frank Godbersen

Bei chronischen Kopfschmerz gibt es verschiedene verhaltensmedizinische Ansätze, deren Wirksamkeit recht gut belegt ist. Einer davon ist das sogenannte Biofeedback. Hierbei sind es insbesondere folgende Kopfschmerzarten, für die Erfolge durch Biofeedback-Training in der wissen­schaftlichen Literatur berichtet werden:
  1. Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp (“Spannungskopfschmerz”)
  2. Migräne
Bei den beiden Kopfschmerzarten wird im Biofeedback im allgemeinen ein unterschiedliches Vorgehen gewählt. Aus diesem Grund ist es wichtig, vorher
  • eine genaue Kopfschmerz-Diagnose zu haben.
  • den sogenannten "medikamenten-induzierten Kopf­schmerz" ausgeschlossen zu haben, da dieser eine eindeutige Diagnose unmöglich macht.


Im Folgenden soll hierfür kurz das jeweilige Vorgehen skizziert werden:



   1.      Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp

Grundlage für die Behandlung des chronischen Kopf­schmerz vom Spannungstyp im Biofeedback ist  der “Anspannungs- Schmerz-Kreislauf”

Was ist das? Was ist damit gemeint?
Der Anspannungs-Schmerz-Kreislauf beschreibt den Zusammenhang zwischen Schmerzen auf der einen, muskulärer Anspannung auf der anderen Seite.

Warum führt Anspannung zu Schmerzen?
Bei länger anhaltender Anspannung eines Muskels wird die Biochemie im Muskel ungünstig beeinflusst, Schmerzen entstehen. Von Bedeutung erscheinen hierbei insbesondere eine Minderversorgung des Muskels mit Sauerstoff und eine Anreicherung des Muskels mit Abbauprodukten der Muskelarbeit, die im Verdacht stehen, selbst Schmerzen auslösen zu können.

Wie kommt man in diesen Kreislauf, was sind die ”Eintrittskarten”?
Man kann sich vorstellen, dass einmal aufgetretene Schmerzen dazu führen, dass Sie ganz bestimmte Körperhaltungen eingenommen haben, die den Schmerz kurzfristig lindern konnten (sogenannte ”Schonhaltungen”). Hierbei kann es sich auch um eine ganz bestimmte Stellung der Schultern oder der Arme oder anderer Körperteile handeln. Folge hiervon kann nun sein, dass die Anspannung selbst nun Schmerzen verursacht, woraufhin man die Muskulatur weiter anspannt... .

Wie Sie gesehen haben, können auch bestimmte Gedanken, bestimmte Gefühle aber auch bestimmte Verhaltensweisen (z.B. sogenannte ”Zwangshaltungen” z.B. bei Bildschirmarbeit) zu einer längerfristig erhöhten Anspannung führen, die in den Kreislauf führen kann.

Warum bleibt man in diesem Kreislauf?
Auch hierfür kommen wieder die beiden ”Eintrittskarten”, die bereits oben genannt wurden, in Betracht. Wichtig hierbei ist, dass das, was einmal in den Kreislauf geführt hat (sog. “auslösende Bedingungen”), nicht unbedingt auch für das Fortbestehen des Kreislaufes von Bedeutung sein muss Zusätzlich kann die Anspannung selbst die Schmerzen aufrechterhalten (s.o.). Diese Faktoren bezeichnet man auch als “aufrechterhaltende Bedingungen”).
Gemeinsam mit dem Patienten wird versucht, die am Span­nungskopfschmerz beteiligten Muskeln zu finden und das Anspannungsniveau dieser Muskeln in verschiedenen Situationen zu überprüfen.

  • Häufig findet sich hier ein Zusammenhang zwischen muskulärer Anspannung auf der einen Seite und spezifischen Auslösesituationen auf der anderen Seite (z.B. spezifische Stresssituationen). Diese können dann in der Einzeltherapie aufgegriffen und bearbeitet werden.
  • Das Erlernen einer raschen Entspannung dieser Muskeln in bzw. nach solchen Situationen lässt sich im Biofeedback mit Hilfe der Geräte anschaulich erlernen.
  • Nicht selten merken Patienten nicht mehr, dass die betroffenen Muskeln überhaupt angespannt sind: In diesem Fall kann mit Hilfe der Rückmeldung der Muskelspannung eine bessere Wahrnehmung von muskulärer Anspannung erlernt werden.

   2.      Migräne

Grundlage für die Behandlung der Migräne ist die unter­schiedliche Gefäßweite der Kopfarterien (und hier besonders der Schläfenarterien) in der Migräneattacke im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Attacke und zwischen den Attacken: Während z.B. die Schläfenarterie zwischen den Migräneattacken eine “normale” Weite aufweist, verengen sich die Gefäße unmittelbar vor der Attacke, um sich in der Attacke deutlich zu erweitern (siehe Abbildung).
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Diese Veränderungen sind nach neueren Forschungsergebnissen nicht als Ursache der Migräne anzusehen, zeigen jedoch einen deutlichen Zusammenhang mit dem während der Attacken erlebten Schmerz: So wird der pulsierende Charakter des Schmerzes mit dem vermehrten Blutfluss, der mit jedem Pulsschlag durch die erweiterte Arterie strömt, in Verbindung gebracht.
Insbesondere ältere Migräne-Medikamente scheinen hier anzusetzen, indem sie die Weite der Arterien in der Migräneattacke verengen.
Im Biofeedback ist es nun möglich, zu lernen, diesen Effekt auch selbständig hervorzurufen: Der Patient lernt, die betroffenen Schläfenarterien willkürlich zu verengen. Das Verfahren hierfür nennt sich “Vasokonstriktionstraining.
Auf diese Weise ist in 60% aller Fälle eine nicht-medikamentöse Attackenkupierung (d.h. eine Verringerung der während der Attacke auftretenden Schmerzen) möglich.
Für die nicht-medikamentöse Attackenprohylaxe (d.h. die Ausdehnung des Zeitraumes zwischen den Migräneattacken bzw. die prophylaktische Verringerung der Schmerzintensität in den Attacken) ist ein weiteres Verfahren möglich: Das sogenannte “Handerwärmungstraining.
Hierbei wird die willentliche Kontrolle über die Handtemperatur (auch ein Maß für Entspannung) erlernt. Der genaue Wirkmechanismus ist (noch) nicht bekannt, Studien zeigen jedoch, dass die regelmäßige Durchführung des Handerwärmungstrainings zwischen den Attacken zu einer Reduzierung der Attackenhäufigkeit führt.
Für alle aufgeführten Biofeedback-Trainings gilt:Zwischen den Biofeedback-Sitzungen am Gerät ist es notwendig, dass der Patient die am Gerät erworbenen Strategien durch regelmäßiges Üben weiter verbessert.

Auch nach dem Biofeedback-Training ist ein kontinuierliches Üben notwendig, um die erreichten Effekte weiterhin aufrecht zu erhalten.
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